Samstag, November 24, 2007

Von wahren und falschen Märtyrern


Wie kann man wahre Märtyrer von falschen Märtyrern unterscheiden, und woher kommt es, dass in unserer Zeit diese Trennung nicht mehr klar getroffen werden kann? Und dass diese Begriffsverwirrung, was diesen Terminus Märtyrer im Zusammenhang mit den monotheistischen Religionen Islam und Christentum betrifft, nicht aufgelöst wird und allgemeine Sprachlosigkeit vorherrscht?

Im badischen Uhldingen-Mühlhofen ist die Hilfsorganisation Märtyrerkirche (HMK) beheimatet. In Gesprächen mit den Mitarbeitern erfahre ich immer wieder, dass die christliche Einrichtung mit einer Frage belästigt wird, die an Absurdität kaum noch zu übertreffen ist - nämlich der, ob wohl die Hilfsorganisation wegen ihres Namens nicht mit Selbstmordattentaten assoziiert werden könnte und Christen auch als Selbstmordattentäter aktiv sind. Vulgäre Fragestellungen dieser Art sind höchst ärgerlich, ganz abgesehen davon, dass sie von einer erschreckenden Ahnungslosigkeit, Gleichgültigkeit und fehlender Bereitschaft zeugen, sich mit Herkunft und Missbrauch des Begriffes auseinanderzusetzen. Die Gleichsetzung des christlichen Märtyrerbegriffes mit der ins Gegenteil verdrehten und pervertierten islamischen Variante kann nur als Verhöhnung aller Christen gelten, die gewaltlos ihr Leben für ihren Glauben ließen und heute hingeben.

Seit 35 Jahren informiert die Hilfsaktion Märtyrerkirche über Verfolgung, Leiden und Ermordung von Christen in aller Welt, wobei man (wie auch viele andere christliche Hilfswerke dokumentieren) davon ausgehen muss, dass jährlich zwischen 90.000 und 175.000 Menschen systematisch verfolgt, gefoltert und getötet werden – weil sie Christen sind.

Die Gründung von HMK erfolgte 1959, basierend auf den Erfahrungen und Zeugnissen des evangelischen Pfarrers Richard Wurmbrand, der nach 14 Jahren Haft wegen seines christlichen Bekenntnisses im kommunistischen Rumänien freigekauft worden war.

Im freien Westen erhob er für die verfolgten Christen in den kommunistischen Staaten seine Stimme mit Predigten und Vorträgen. Herausragende Resonanz findet er bis heute durch sein Buch Gefoltert für Christus.

Die HMK hat in einer vergleichenden Darstellung den Unterschied zwischen christlichem und islamischem Märtyrerverständnis klar herausgearbeitet. Diese Schrift soll all jenen als Anleitung dienen, die mit der Begriffsunterscheidung Probleme haben bzw. für die eine Argumentationshilfe bieten, die sich mit dem Islam auseinandersetzen. HMK war so freundlich, Castollux den unten stehenden Text sowie das Bild zur Verfügung zu stellen. Ich habe ihn modifiziert und mit Links versehen, inhaltlich aber nicht verändert.


Christliche Märtyrerstimmen:

„Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Jesus am Kreuz, Lk 23,34)***

„Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ (Stephanus bittet für seine Mörder bei Gott)

„Oh, Herr“, sagte der Henker, „ich bin dazu bestimmt, das Feuer zu legen“. „Darin", sagte Bischof Hooper, „vergehst du dich nicht an mir: Gott vergibt dir deine Sünden. Walte deines Amtes, ich bitte dich“. (John Hooper, Bischof von Worcester und Gloucester, verbrannt am 22. Januar 1555)


Islamische Märtyrerstimmen:

„Ich schäme mich, dass ich noch am Leben bin und es mir nicht gelungen ist, Dutzende Juden in den Tod zu reißen.“ (Mahmud Kaddusi, 16jähriger Selbstmordattentäter, dessen Tat vereitelt wurde).

„Wir preisen die, die ihre Kinder zum Heiligen Krieg und zum Märtyrertum erziehen. Gepriesen sei der, der eine Kugel in den Kopf eines Juden schießt.“ (Freitagsgebet am 4.8.2001, im offiziellen palästinensischen Fernsehen.)

Aus den Hadithen, den gesammelten und autoritativen Aussprüchen von Mohammeds: „Allah erfreut sich an den Völkern denen der Islam durch die Waffe gebracht wurde und die in Ketten ins Paradies geschleppt werden.“ und „Das Paradies liegt in den Schatten der Schwerter.“


Märtyrertod oder todbringende Märtyrer?

Ein alter christlicher Begriff feiert „fröhlich-falsche“ Auferstehung: Märtyrer. Wir lesen und hören von Märtyrerkämpfern, vom Märtyrertod und von Märtyreroperationen. Über die militant-terroristische Variante des Islam kommt der Märtyrerbegriff wieder ins Gedächtnis des „christlichen Abendlandes“. Die Verwirrung ist groß. Und sie wird noch größer, wenn aus dem Märtyrer ein politisch-humanistischer Rundumbegriff wird, der überall angewandt werden kann: Es gibt Märtyrer der Befreiung, Märtyrer der Emanzipation, Märtyrer der Umwelt, Märtyrer der Revolution usw. usf.

Ohne Zweifel ist Märtyrer ein Schlüsselbegriff unserer Zeit geworden. Das Martyrium kann heute ohne Gott verstanden werden - als Selbstopfer und Waffe für ein politisches oder anderes Ziel. Leider hat die urchristliche Bedeutung des Begriffes Märtyrer durch beliebige Verwendung an Schärfe und Klarheit verloren. Die miteinander konkurrierenden Märtyrervorstellungen führen in der Öffentlichkeit nicht selten zu Verständnisschwierigkeiten.

Märtyrer heißt im Griechischen zunächst einfach Zeuge. Es bedeutete „Zeugnis ablegen für Gott“ im Neuen Testament – also das Evangelium zu verkünden. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass Zeugnis ablegen häufig mit Verhaftungen, Verhören, Gefängnisstrafen oder Hinrichtungen verbunden war. Ab 150 n. Chr. schränkte die junge Kirche den Begriff ein und wandte ihn nur noch auf Christen an, die durch ihr Zeugnis zu Tode kamen. Wer für den Glauben litt (etwa durch Haft oder Folter), sein Leben aber behielt, galt fortan als „Bekenner“ (Confessor). Der fest geprägte Begriff Märtyrer begegnet zum ersten Mal im Bericht vom Martyrium des Polykarp von Smyrna (Das heutige Izmir in der Türkei) aus dem dritten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr. Die genaue Entstehung dieses fest geprägten Terminus ist noch nicht geklärt. Als sicher gilt, dass in den Schriften des Neuen Testaments martys immer den Wort- bzw. Glaubenszeugen bezeichnet, der vom Glauben an Jesus Christus Zeugnis ablegt . Der Begriff Confessor leitet sich u.a. auch von Maximus Confessor ab, der fälschlicherweise die wütenden Sarazenen mit Juden gleichsetzte.

Die HMK knüpft an das Verständnis der ersten Christengemeinden an und bezeichnet alle Christen als Märtyrer, die durch ihr Bekenntnis zum dreieinigen Gott in Bedrängnis geraten. Christen, denen es verwehrt wird, ihren Glauben frei zu leben, sind Teil der weltweiten Märtyrerkirche. Ein Märtyrer ist ein Christ, der eher Demütigung, Haft, Folter und den Tod erträgt, als seinen Glauben zu widerrufen. Das Martyrium ist ein Zeugnis, ein Beweis seines Glaubens, oder dramatischer gesagt - seiner Liebe zu Christus. Märtyrer sind Vorbilder, da sie mitten im Leiden ein unerschütterliches Vertrauen zum Gott der Bibel beibehalten.

Auch der Islam kennt die Vorstellung vom Muslim, der für seinen Glauben mit dem Tod bezahlt. Das arabische Wort hierfür ist Shahid und bedeutet auch Zeuge (auch Eigenname Mohammeds), hat aber inhaltlich eine vom christlichen Zeugen abweichende Bedeutung. Der „Zeuge für Allah“ ist ein Muslim, der im Namen Allahs tötet oder getötet wird. Martyrium im islamischen Kontext bedeutet normalerweise den Tod im Dschihad, einem Heiligen Krieg. Nur dieser Märtyrertod führt ganz sicher und unmittelbar ins Paradies. Die Schrecken des Grabes spielen im Islam eine große Rolle. Viele Muslime wünschen sich den Märtyrertod, da nur dieser Tod alle ihre Sünden vergessen macht und sie unmittelbar ins Paradies eingehen. „Durch seinen Opfertod entgeht der Shahid so beispielsweise dem Verhör der beiden ‚Todesengel‘ Munkar und Nakir und braucht auch nicht das ‚islamische Fegefeuer‘ (Bazarkh) zu passieren; denn Märtyrer sind von aller Sündenschuld befreit, so dass sie der Fürsprache des Propheten nicht bedürfen und sogar gemäß späteren Traditionen selbst als Fürsprecher auftreten dürfen. Ferner wird ihnen von den Stufen des Paradieses die höchste und bedeutendste zugewiesen, welche in der Nähe von Gottes Thron ist...“ Das Verlangen nach den Freuden des Paradieses führte zu einer „eigentlichen Sehnsucht nach dem Märtyrertod“, so Dr. Babak Khalatbari.

Ein längst nicht mehr neues Phänomen sind die Selbstmordattentäter, die von einigen islamischen Rechtsgelehrten als Märtyrer charakterisiert werden. Selbstmordattentate sind eine moderne Variante des Dschihad, welche die Ausführenden und ihre Sympathisanten als „Märtyreraktionen“ und dadurch als besonders ehrwürdige Form des Kampfes für Allah bezeichnen. Zunächst traten sie vor allem im Kontext der im Jahr 2000 begonnenen zweiten Intifada im israelisch-palästinensischen Konflikt auf, mittlerweile werden sie auch weltweit von Islamisten als Mittel zum Kampf eingesetzt und propagiert: in Tschetschenien, Marokko, Irak und nun zunehmend in Afghanistan. Falsch verstandenes Gefühl der Überlegenheit führt dazu, dass sich junge Muslime aus allen Gesellschaftsschichten zum Selbstmordattentäter berufen fühlen. Auf die Bedeutung des Gefühls der „Erwähltheit“ weist der Theologe Hans Maier hin. Die Terroristen können „wie in Urzeiten, Gewalt üben, ihre Ehre verteidigen, ihre Männlichkeit ausleben – und dies alles in der Rolle des Rächers der verletzten Unschuld und des Kämpfers für Gerechtigkeit.“

Anlässlich seiner Ernennung zum Leiter des Rates für Rechtsgutachten in Ägypten äußerte sich Dr. Ali Djum'a Muhammad zu den Selbstmordattentätern: „Die Palästinenser, die sich selbst in die Luft sprengen, sind keine Terroristen, sondern Märtyrer. Diejenigen, die keine Palästinenser sind, sich aber in Palästina einschleichen und dort im Kampf sterben, sind ebenfalls Märtyrer. Der Kampf in Palästina ist eine islamische Pflicht. Jeder Mann und jede Frau, die (für den Islam) kämpfen können, müssen auch am Kampf teilnehmen.“ Der Islam fordert die Unterwerfung aller Menschen unter Allah. Diese Hingabe, glauben Muslime, wird der Welt Frieden bringen. Dass im Kampf zur Rückgewinnung „islamischen“ Territoriums im Kampf gegen den Judenstaat Israel der Selbstmordanschlag auch von hohen Würdenträgern und Gelehrten bejaht wird, wirft einen mehr als dunklen Schatten auf den Islam.

Die von Hamas-Strategen zu Selbstmord-Anschlägen gedrängten jungen Palästinenser als Märtyrer zu bezeichnen, ist mehr als verfehlt. Babak Khalatbari erwähnt theologische Schriften, in denen „die im Kampf gefallenen Kämpfer auf eine Art und Weise verherrlicht werden, dass man glauben könnte, es sei der eigentliche Lebenszweck, sich von den Ungläubigen zerfetzen zu lassen“.

Bereits 1998 bezeichnete der Großscheich der al-Azhar Universität Kairo und Großmufti von Ägypten, Sayyid Mohammed Tantawi, die palästinensischen Attentate für rechtmäßig: „Es ist das Recht jedes Muslims, jedes Palästinensers und jedes Arabers, sich inmitten von Israel in die Luft zu sprengen“ und „Selbstmordoperationen dienen der Selbstverteidigung“. Auf einer Konferenz islamischer Gelehrter aus 58 Nationen 2003 in Qatar sprach sich nur einer (ausgerechnet der saudische Scharia-Professor Hassan ibn Mohammed Safar von der Universität Dschidda) gegen Selbstmordattentate aus. Er sagte, sie seien eine Vergeudung des Menschenlebens und blinde Tötung von Unschuldigen.

Dass Mord und Selbstmord automatisch ins islamische Paradies mit Dutzenden von Jungfrauen führt, ist in der islamischen Theologenwelt heftig umstritten und keineswegs allgemein anerkannt. „Die islamistischen Selbstmordattentäter nehmen auf der Grundlage einer theologischen Spitzfindigkeit bezüglich ihrer Behandlung im Jenseits also ein beträchtliches Risiko auf sich“, meint der Islamwissenschaftler Bernard Lewis.

Die Unterschiede zwischen christlichem und islamischem Märtyrerverständnis sind nicht nur groß, sondern geradezu gegensätzlich. Der Unterschied zwischen Märtyrer und Shahid ist so groß wie der zwischen getötet werden und töten, zwischen leiden und Leid zufügen. Im Islam gilt derjenige als Märtyrer, der im Namen Allahs „tötet oder getötet wird“. Christen sprechen nur von Märtyrern, wenn Menschen für ihren Glauben leiden. Ein christlicher Märtyrer lässt sich schlagen, erschlägt aber keinen. Er nimmt den Tod für Christus auf sich, tötet aber niemand im Namen Christi. So verlangt es das Neue Testament: „Man schilt uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir’s; man lästert uns, so flehen wir.“ (1. Kor 4,12) Im Römerbrief ermahnt Paulus die Christen: „Rächet Euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes. (...) Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.“ (Röm 12, 19+21).

Christen sterben für ihren Glauben, Muslime dürfen für den ihren auch töten. Der Gott der Bibel verbietet, dass in seinem Namen gefoltert und getötet wird. Mohammeds Gott erlaubt es seinen Anhängern. Christen werden aufgefordert, alles zu ertragen und zu erdulden im Namen der Liebe (1. Kor 13,12). Der Koran fordert seine Gläubigen auf zu kämpfen: „Euch ist vorgeschrieben (gegen die Ungläubigen) zu kämpfen, obwohl es Euch zuwider ist.“ (Sure 2,216).

Wenn der Märtyrerbegriff zum Recht wird, für den Glauben schrankenlos zu morden, dann ist der Märtyrer ein Schrecken für die Menschen. Denken wir an die mahnenden Worte des Reformators Sebastian Castellio: „Einen Menschen töten heißt nicht, eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen zu töten.“

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***Ich bezeichne hier Jesus Christus ausdrücklich nicht als christlichen Märtyrer, ordne ihn aber als Gründer des christlichen Glaubens ein, wenn auch die synagogale Tradition nach dem ersten Apostelkonzil 44-49 nach Christus weiterbestand. Andernfalls wäre ich kein Christ. In Matthäus 28, 18-20 schickt Jesus Christus seine Jünger in die Welt.

Er ist für den Gott der Bibel gestorben, dem er mehr gehorchte als den Menschen und den regierenden Institutionen. Ihn als jüdischen Märtyrer zu bezeichnen, wäre auch unangebracht, da er sich nicht für eine politische Idee einsetzte, sondern für das Heil der Welt und die Versöhnung zwischen Gott und Mensch. Jesus Christus ist nicht im Sinne von "christlich" oder "konfessionell" einzuordnen. Aber sein Wort hat die christliche Kirche begründet - wenn auch erst nach seinem Tod und seiner Auferstehung. Und seine Auferstehung ist für mich die Hoffnung meines Lebens.

Ich bekenne mich zu ihm als meinem Erlöser.

Hattip: Hilfsaktion Märtyrerkirche

Dienstag, November 20, 2007

USA vs. Iran: Kriegsszenarien


Wohl kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Meldung zum Nuklearprogramm des Iran über die Nachrichtenticker geht, die anderen oder vorausgehenden Meldungen zum Thema widerspricht, sie neu aufgreift oder uminterpretiert. Ebenso verhält es sich mit den Wasserstandsmeldungen über mögliche Kriegsszenarien, abgelaufene Fristen, Uneinigkeit in Sanktionsfragen oder Bewertungen von Aussagen führender Politiker der Konfliktparteien. Indirekt involviert - aber nicht minder interessiert - sind Nationen wie Deutschland,
Russland und China, die allesamt nur zu gerne auf weitere Sanktionen gegenüber dem Iran verzichten würden, weil die wirtschaftlichen Eckdaten im Handel mit dem Iran überaus heiter stimmen und Vorverträge schon ratifiziert wurden. Riesengeschäfte also. Aufs wehleidige Jammern jedoch versteht man sich in der mit satten Exportzuwächsen heimischen Industrie am besten, wie unlängst Jochen Clausnitzer, Nahost-Experte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter Beweis stellte: „Es liegt auf der Hand, dass dies nicht ohne Auswirkungen auf die Wirtschaft bleibt" und, oh Graus - „Bei einem Wirtschaftsembargo würde für deutsche Unternehmen der wichtigste Markt im Mittleren und Nahen Osten wegbrechen."

Der unausgesprochenen Kalkulation Clausnitzers, dass der Markt auch ohne Israel ganz gut zurechtkommen würde, kann der iranische Präsident sicher beipflichten.
Wenn Ahmadinedschad unlängst tönte, dass die Zahl von 3000 Gaszentrifugen zur Urananreicherung erreicht worden sei, wiederholt er nur, was er vor einem Jahr schon angekündigt hatte. Für die Urananreicherung waffenfähigen Plutoniums in größerem Stil sind zwar im Allgemeinen wesentlich mehr hintereinander geschaltete Gaszentrifugen als die bisher 3000 bestätigten erforderlich, „nach Berechnungen von Experten reichen 3000 Zentrifugen bei optimaler Funktionsweise und Auslastung theoretisch jedoch aus, um in weniger als einem Jahr ausreichend waffenfähiges Uran anzureichern, um eine Atombombe zu bestücken“, so die WELT.

Eine ist schon genug.

Großes Rätselraten - nicht zuletzt deshalb, weil IAEO-Chef El-Baradei mit seiner undurchsichtigen Politik der Israel-Schelte einerseits und gleichzeitig konziliantem Verhalten gegenüber den Klerikalfaschisten in Teheran andererseits mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung beiträgt. Gewollt? Die Spannbreite der Einschätzung des Bedrohungsszenarios reicht derzeit von Colin Powell auf der einen Seite bis Ehud Olmert auf der anderen.

George Friedman, (Foto; Quelle: STRATFOR) Gründer des Thinktank Strategic Forecast (STRATFOR) beschloss, einen Teil der oben angesprochenen Fragen vorerst auszuklammern und ein mögliches Kriegsszenario zwischen den USA und dem Iran zu entwerfen. Dabei bezieht er neben den militärischen Aspekten und Risiken auch die möglichen politischen Folgewirkungen für die Zeit nach einer Intervention mit ein. Castollux hat den Text vollständig übersetzt:


Kriegspläne: Die USA und der Iran

Dr. George Friedman


Seit Monaten ist ein möglicher Angriff der USA auf den Iran das heiße Thema in den Nachrichtensendungen. In manchen Zirkeln hat es Züge eines Glaubensbekenntnisses angenommen, dass die Bush-Administration den Befehl zu einem Angriff gibt, bevor die Amtsperiode des Präsidenten endet. Es bleibt ein Geheimnis, ob die Regierung tatsächlich einen Angriff plant, oder ob die Angriffsdrohung dazu dient, den Iran einzuschüchtern - und folglich ihr Verhalten im Irak und anderswo bestimmt. Des Rätsels Lösung liegt, zumindest teilweise, in der Frage, wie ein US-Angriff mit den vorgegebenen Zielen und mit den vorhandenen Ressourcen aussehen würde, sowie der Betrachtung der möglichen iranischen Reaktion. Bevor wir uns den Intentionen zuwenden ist es wichtig, die gewünschten Ergebnisse und Kapazitäten zu erörtern. Leider sind diese Diskussionen im Vergleich zu Mutmaßungen um die schiere Wahrscheinlichkeit eines Kriegs in den Hintergrund getreten.

Beginnen wir mit den Zielen. Was würden sich die Vereinigten Staaten bei einem Angriff auf den Iran erhoffen? Auf umfassender strategischer Ebene ist die Antwort tatsächlich ziemlich einfach. Nach 9/11 führten die Vereinigten Staaten Gegenschläge in der islamischen Welt aus. Ziel war, den Kern von Al-Qaida zu zerstören, um weitere Angriffe auf die Vereinigten Staaten zu verhindern. Die Gegenschläge zielten auch darauf ab, das Heraufziehen einer weiteren Bedrohung aus der islamischen Welt zu verhindern, die jene Bedrohung ersetzen würde, die von Al-Qaida dargestellt worden war. Die Zerstörung aller islamischen Machtzentren, die die Fähigkeit und Absicht haben, Terrorangriffe gegen die Vereinigten Staaten auszuführen, ist generelle Zielsetzung der US-Strategie. Mit der Zurückdrängung der radikalen Sunniten begann der Aufstieg des Iran als alternativer schiitischer Bedrohung. Gemäß dieser Logik muss der Iran behandelt werden.

Es ist offensichtlich: Je mehr radikale antiamerikanische Elemente in der islamischen Welt zerstört werden, desto besser für die USA. Doch existieren drei Probleme. Erstens haben die Vereinigten Staaten zum Iran eine weitaus kompliziertere Beziehung als zur Al-Qaida. Der Iran unterstützte die USA bei deren Angriff gegen die Taliban in Afghanistan ebenso wie die US-Invasion im Irak - aus eigenen Interessen selbstverständlich. Zweitens dürfte die gewaltige Strategie der Vereinigten Staaten zwar die Vernichtung des radikalen Islam miteinschließen, aber die Aufrechterhaltung des Kräftegleichgewichts zwischen Sunniten und Schiiten und arabischen bzw. nichtarabischen Muslimen stellt einen weit praktischeren Denkansatz dar. Schlussendlich hängt die Frage, wie mit dem Iran zu verfahren ist, vom militärischen Leistungsvermögen der Vereinigten Staaten in der unmittelbaren Zukunft ab. Die Absichten entwickeln sich aus den Möglichkeiten heraus.

Was wären daher die Ziele der USA bei einem Angriff gegen den Iran? Unterteilt wird in drei (sich gegenseitig nicht ausschließende) Strategien:

1. Ausschaltung des iranischen Nuklearprogramms.

2. Lähmung des Iran durch Zerschlagung seiner internen Infrastruktur - politisch, industriell und militärisch - im Idealfall einen Regimewechsel herbeiführen, der den Interessen der USA nutzt.

3. Einen Angriff - oder die Drohung damit - nutzen, um das Verhalten des Iran im Irak, Libanon oder anderen Gebieten der Welt zu verändern.

Wichtig ist auch die Option, die nicht auf dem Tisch liegt: Invasion durch Bodentruppen der USA über den möglichen Einsatz kleiner Spezialeinheiten hinaus. Ungeachtet der Stärke der konventionellen iranischen Truppen nach intensiven Luftangriffen haben die Vereinigten Staaten einfach nicht ausreichend Bodentruppen, die für eine Invasion und Besetzung des Iran erforderlich sind - besonders, wenn man Größe und Topographie des Landes berücksichtigt. Deshalb würde sich jeder US-Angriff auf die Luft- und Seestreitkräfte stützen.

Die Zerstörung der nuklearen Kapazitäten des Iran wäre wohl am leichtesten zu erreichen, wenn man von der Annahme ausgeht, dass der US-Geheimdienst ein klares Bild der Infrastruktur dieses Programms hat und diese Infrastruktur nicht so stark geschützt ist, dass sie bei einem konventionellen Angriff unverwundbar wäre. Der Iran hat aber am Beispiel des irakischen Reaktors Osirak viel gelernt, seine Nuklearanlagen auf mehrere Orte verteilt und noch besser geschützt. In Anbetracht des Einsatzortes Iran und seiner räumlichen Nähe zu den Kampfeinheiten der USA und ihren Alliierten können wir auch davon ausgehen, dass die USA nicht an einem massiven Nuklearangriff mit dem daraus resultierenden atomaren Fallout interessiert sind. Außerdem würden wir anführen, dass in einer Welt der Proliferation es nicht im Interesse der Vereinigten Staaten wäre, einen Präzedenzfall zu schaffen, in dem sie die Ersten wären, die nach dem Zweiten Weltkrieg Atomwaffen einsetzten.

Daher hat die USA die Option, luft- und seegestützte Präzisionsschläge gegen das iranische Nuklearprogramm durchzuführen. Als Bedrohung ist dies eine interessante Option. Als effektive Operation wohl weniger. Erstens gibt es vorhandene Hinweise dafür, dass der Iran Jahre vom Besitz einer einsatzfähigen Atombombe entfernt ist. Zweitens dürfte der Iran mehr am Handel seines Atomprogramms für andere politische Vorteile interessiert sein - besonders im Irak. Ein Angriff gegen die Nukleareinrichtungen des Landes würde Teheran noch weniger als vorher dazu anregen, sein Verhalten zu ändern. Außerdem würde der Iran selbst nach Zerstörung seiner Anlagen die Möglichkeiten behalten, die er im Irak, Libanon und sonst wo auf der Welt besitzt. Deshalb würde - falls die USA glaubten, dass eine unmittelbar bevorstehende Bedrohung durch die Entwicklung eines einsatzfähigen Nuklearsystems nicht bestehe, die Zerstörung eines langfristig angelegten Programms die Bedrohung zwar beseitigen, aber die kurzfristigen iranischen Möglichkeiten unberührt lassen. Abgesehen von einem unmittelbaren Einsatz ist ein Angriff gegen die Nuklearanlagen im Alleingang nicht sinnvoll.

Das lässt die zweite Option übrig - wesentlich umfangreichere Angriffe gegen den Iran durch Luft- und Seestreitkräfte. Diese bestünde aus vier potentiellen Teilen:

1. Angriffe gegen seine wirtschaftliche Infrastruktur, besonders seine Raffinerien.

2. Angriffe gegen seine militärische Infrastruktur.

3. Angriffe gegen seine politische Infrastruktur, besonders seine Führung.

4. Blockade und Sanktionen.

Beginnen wir in umgekehrter Reihenfolge. Die Vereinigten Staaten besitzen die Mittel, die iranischen Häfen zu blockieren, die Einfuhr von Öl- und Raffinerieprodukten sowie Lebensmitteln einzuschränken. Sie besitzen nicht die Mittel, dem ganzen Land, das über mehrere lange Grenzen verfügt, darunter die mit dem Irak, eine Blockade aufzuzwingen. Weil den USA die militärischen Kapazitäten fehlen, diese Grenzen lückenlos zu kontrollieren, würden weiterhin Güter aus den umliegenden Gebieten in den Iran gelangen - wir betonen, auch aus dem Irak, wo die Kontrollmöglichkeit über die Transportkapazitäten, speziell im schiitischen Süden, begrenzt ist. Ferner ist unklar, ob die Vereinigten Staaten bereit wären, Schiffe von Drittländern (Russland, China und eine große Zahl kleiner Länder) abzufangen, zu entern oder zu beschlagnahmen, die nicht auf Sanktionen vorbereitet sind oder sich dafür entscheiden, ein Embargo zu missachten. Die Kapazitäten der Vereinigten Staaten sind stark beansprucht und jeder weiß das. Eine Blockade könnte weitere Herausforderungen provozieren, während die Durchführung andere Aktionen gegen US-Interessen sonst wo rechtfertigen würde. Jede Blockadestrategie geht davon aus, dass der Iran international isoliert wird, was nicht der Fall ist; dass die Vereinigten Staaten dem Land eine militärische Blockade aufzwingen können, was nicht möglich ist, und dass sie den daraus entstehenden Folgen anderswo widerstehen können, sollte eine dritte Partei die US-Aktionen dazu nutzen, bedenkliche Gegenaktionen zu rechtfertigen. Eine Blockade könnte die Energieversorgung des Iran hart treffen, aber der Iran hat sich seit Jahren darauf vorbereitet und kann die Wirkung durch umfangreiche Schmuggelaktivitäten mindern. Letztendlich wird der Iran wahrscheinlich nicht zerfallen, falls die USA den Blockadeprozess nicht mindestens über den Zeitraum von mehreren Monaten aufrechterhalten und intensivieren können.

Eine weitere Option ist ein Enthauptungsschlag gegen die iranische Führung - auch wenn es wichtig ist, daran zu erinnern, wie diese Strategie zu Beginn der Irak-Invasion 2003 fehlschlug. Enthauptung setzt erstklassige Geheimdienstaufklärung über den Aufenthaltsort der Führung zu einer bestimmten Zeit voraus - und diese Qualität an Information ist schwer zu bekommen. Der Irak hatte eine viel kleinere politische Elite als der Iran heute und die USA konnten ihren Aufenthaltsort nicht ausfindig machen. Wichtig ist auch, daran zu erinnern, dass der Iran eine wesentlich tiefere und breitgefächerte Führungsstruktur besitzt als der Irak damals. Das stark zentralisierte System des Irak umfasste wenige signifikante Führungspersönlichkeiten. Der Iran ist überwiegend dezentralisiert und hat folglich einen viel größeren und tiefer gestaffelten Führungskader. Wir bezweifeln, dass die Vereinigten Staaten die Echtzeit-Geheimdienstinformationen besitzen, einen so breit angelegten Enthauptungsschlag durchzuführen.

Die zweite Option besteht in einem Angriff gegen das iranische Militär. Mit Sicherheit haben die Vereinigten Staaten die Mittel, einen äußerst effektiven Angriff gegen die technische Infrastruktur der Militärs zu führen - Luftverteidigung, Kommandozentren, Luftwaffe, Panzer und so weiter (Foto: Abschuss einer Cruise Missile "Tomahawk" vom mittlerweile ausgemusterten Schlachtschiff USS New Jersey). Aber das iranische Militär besteht hauptsächlich aus Infanterieeinheiten, bestimmt für die Landesverteidigung und Absicherung nach innen und Operationen in bergigem Gelände - größtenteils in den Grenzregionen des Iran. Wenn die Gefechtshandlungen erst einmal begonnen hätten, würden sich die Truppen aufteilen, was dazu führt, dass sie von der allgemeinen Bevölkerung kaum noch unterschieden werden könnten. Operationen gegen das Militär würden sich schnell in eine Operation gegen die Bevölkerung verwandeln. Auf jeden Fall setzte der Angriff gegen zerstreute Truppen, die Hunderttausende zählen, einen intensiven militärischen Einsatz voraus - gelinde gesagt. Luftangriffe, die dazu dienen, den iranischen Bodentruppen eine Zermürbungsstrategie aufzuzwingen - ganz zu schweigen von den zivilen Opfern - würden sehr viele Einsatzflüge erforderlich machen, in denen der Gebrauch der Präzisionsmunition von minimalem Wert und der Einsatz von flächendeckender Munition über Gebühr Anwendung fände. Angesichts des Nebels von Kriegsführungs- und Geheimdienstfragen wäre die Möglichkeit, den Status dieser Kampagne zu bewerten, mit Zweifeln behaftet.

Unserer Ansicht nach sind die Iraner darauf vorbereitet, ihre technische Infrastruktur einzubüßen und ihre Kommandozentren auf regionale und lokale Ebenen zu übertragen. Der Zusammenbruch ihrer Streitkräfte - die Mehrzahl ihrer hochrangigen Offiziere und Freiwilligen hat im Iran-Irak Krieg mit sehr flexiblen Kommandoeinheiten gekämpft - ist unwahrscheinlich. Die Truppen wären weiterhin in der Lage, die Grenzgebiete zu kontrollieren sowie die Kontrolle nach innen beizubehalten. Die Vereinigten Staaten würden sehr schnell die Lufthoheit erringen und alle Armee-Einheiten außer der Infanterie zerstören. Aber selbst hier gibt es ein warnendes Beispiel. In Jugoslawien haben die Vereinigten Staaten gelernt, dass verhältnismäßig einfache Tarn- und Täuschungsmethoden sich als sehr effektiv beim Schutz taktischer Einrichtungen erwiesen. Die Iraner haben sowohl den Kosovokrieg als auch die US-Operationen in Afghanistan und im Irak studiert und selbst umfangreiche taktische Kampferfahrung. Ein Zusammenbruch der iranischen Infanterietruppen, Rückgrat des iranischen Militärs, ist aus der Luft kaum herbeizuführen.

Übrig bleibt ein direkter Angriff auf die Wirtschaftsstruktur des Iran. Obwohl dies der vielversprechendste Weg ist, muss daran erinnert werden, dass strategische Luftangriffe auf die Infrastruktur und damit indirekt gegen die Bevölkerung immer wieder unternommen worden sind. Man ging von der Annahme aus, dass die ökonomischen Kosten des Widerstands einen Keil zwischen die Bevölkerung und das Regime treiben würden, aber es gibt in der Geschichte der Luftangriffe keinen Präzedenzfall für diese Annahme. Solche Operationen sind nur in zwei Fällen gelungen: In Japan und im Kosovo. In Japan folgten auf groß angelegte Operationen mit konventionellen Waffen zwei Atomschläge. Selbst in diesem Fall gab es keine Spaltung zwischen Regime und Bevölkerung, sondern die Entscheidung des Regimes, zu kapitulieren. Die Besetzung des Kosovo geschah nicht hauptsächlich wegen des militärischen Erfolgs, sondern wegen der diplomatischen Isolierung. Eine Isolierung dieser Art ist im Fall Iran nicht zu erwarten.

In allen anderen Fällen - Großbritannien, Deutschland, Vietnam und Irak - haben Luftangriffe allein die Bevölkerung nicht von der Regierung abgespalten oder letztere zum Kurswechsel gezwungen. In Großbritannien und Vietnam brachten die Luftangriffe überhaupt keinen Erfolg. In Deutschland, Irak und Kuwait waren sie nur wegen des nachfolgenden Einsatzes von überlegenen Bodentruppen erfolgreich.

Die Vereinigten Staaten könnten in der Tat große wirtschaftliche Härten auferlegen, aber die Geschichte lehrt, dass dies aller Wahrscheinlichkeit nach die Identifikation der Menschen mit ihrer Regierung noch mehr festigt - und nicht umgekehrt. In den meisten Fällen haben Luftangriffe die Überwachung der Bevölkerung durch das Regime verstärkt und ihm die Rechtfertigung verschafft, extreme Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und einen Zustand von intensivem psychologischen Widerstand zu erzeugen. In keinen Fall haben Luftangriffe zu einer Rebellion gegen die Regimes geführt. Zudem würde ein ausgedehnter Luftangriff auf die ökonomische Infrastruktur den Verbrauch von etwa 4 Millionen Barrel Öl des globalen Ölmarktes zu einem Zeitpunkt bedeuten, da ein Fass Öl auf den Rekordpreis von 100 Dollar zusteuert. So eine Kampagne treibt eher einen Keil zwischen die amerikanischen Bürger und ihre Regierung als zwischen die Iraner und deren Regierung.

Um Luftangriffen Wirkung zu verleihen, muss die Angriffswucht so vorbereitet sein, dass Bodentruppen nachrücken können, um die durch die Luftangriffe geschwächte Armee des Feindes zu besiegen - eine Taktik, an der Israel letzten Sommer im Libanon scheiterte. Kombiniertes Vorgehen der Waffengattungen kann immer wieder funktionieren. Aber die starke Beanspruchung der US-Armee und der Marines lässt ein zweites Operationsfeld im Iran nicht zu. Von größter Bedeutung ist jedoch, dass selbst, wenn die Bedingungen den Einsatz von US-Bodentruppen für den Kampf und den Sieg über die iranische Armee begünstigen würden, die USA nicht in der Lage wären, den Iran gegen den Willen einer feindlich eingestellten Bevölkerung zu besetzen. Japan und Deutschland wurden über einen Zeitraum von vielen Jahren erdrückt, bevor sie von einer überwältigenden Übermacht besetzt wurden. Dort gab es überwältigende Übermacht - nicht aber im Irak. Das ist auch keine Option für den Iran.

Bedenken Sie schließlich die iranische Antwort. Der Iran geht nicht davon aus, dass er die US-Luftwaffe oder Marine besiegen kann, obwohl die Kriegsführung mit Minen und Anti-Schiffsraketen gegen Tanker im Persischen Golf und der Straße von Hormuz nicht ausgeschlossen werden darf. Die iranische Lösung wäre klassisch asymmetrisch. Zuerst würden sie im Irak antworten und ihren Außenposten dort die Verschärfung der Situation befehlen, um den Truppen der USA so viel wie möglich Verluste beizubringen. Und sie würden ihre Truppen nutzen, um den Nachschubtransport für die US-Truppen von Kuwait in den Irak zu erschweren. Sie würden auch ihre eigenen Kräfte (das iranische Geheimdienst- und Sicherheitsministerium sowie die Revolutionsgarden) ebenso wie die Hisbollah und andere schiitische Milizen im Ausland einsetzen, um gegen US-Einrichtungen weltweit und die Bevölkerung in den USA Anschläge auszuführen.

Wenn das Ziel die Beseitigung des iranischen Nuklearprogramms ist gehen wir davon aus, dass die USA in der Lage sind, dies zu bewerkstelligen. Wenn das Ziel jedoch einen Regimewechsel oder eine Abkehr von der iranischen Politik beinhaltet, gehen wir davon aus, dass die USA dies alleine mit ihrer Luftwaffe nicht erreichen können. Sie müssten sich logistisch auf eine nachfolgende Bodenoperation vorbereiten, die aus zwei Richtungen erfolgen müsste - Afghanistan und Irak. Diese Truppen sind zurzeit aber nicht verfügbar und ihre Aufstellung erforderte mehrere Jahre Vorbereitung. Dass die USA den Iran besiegen und besetzen können steht außer Zweifel. Ob die Vereinigten Staaten ein nationales Interesse daran haben, dafür Zeit und Ressourcen zu investieren, ist jedoch ungewiss.

Die Vereinigten Staaten hätten bei einer Mobilisierung weiterer Kräfte Nordvietnam besiegen können. Washington hat jedoch entschieden, dass der Sieg über Nordvietnam und die Verteidigung Indochinas den erforderlichen Aufwand nicht lohnt. Stattdessen versuchte die USA, ihr Ziel mit den dafür bereitgestellten Mitteln zu erreichen. Folglich wurden Ressourcen verschwendet und die nordvietnamesische Flagge weht dort, wo einmal Saigon war.

Gefährlich an dieser Kriegsführung ist, dass Politiker und Generäle, die einen bestimmten Zweck verfolgen, davon fantasieren, ihr Ziel mit unzureichenden Ressourcen erreichen zu können. Diese Lektion trifft auch auf den Iran zu.

Hat tip: Nasrin Amirsedghi